Unsere große Anrichte ist eine Variante der von Josef Hoffmann 1899/1900 für die Pariser Weltausstellung entworfenen Speisezimmeranrichte, welche im Säulenhof des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie im Februar 1900 in einem für Paris eigens entworfenen Pavillon erstmals präsentiert wurde. Die vier an den seitlichen Rückwänden bzw. an den Seitenteilen angebrachten, abstrakten floralen Schnitzereien erinnern an die Formensprache Charles Rennie Mackintoshs, der im November 1900 an der VIII. Secessionsausstellung zusammen mit seiner Frau Margaret McDonald, Josef Hoffmann, Koloman Moser, Leopold Bauer, Charles Robert Ashbee und vielen anderen Künstlern teilnahm.
Die glatten Türfronten ohne Metallfüllungen sowie die in vernickeltem Messing ausgeführten Beschläge geben diesen Möbeln ein viel moderneres Erscheinungsbild als jener in Paris gezeigten großen Anrichte. Besonders auch die kleine Anrichte erfüllt die Ansprüche der Moderne.
Zu diesem Zeitpunkt war Hoffmann schon Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule. Wahrscheinlich hatten er und sein Förderer Fritz Waerndorfer in Glasgow Mackintosh die Einladung zur Ausstellung persönlich überreicht. Hoffmann ließ sich auch durch die Werke des Schotten für sein eigenes Schaffen inspirieren.
Lit.: vgl. Das Interieur, Bd. 1, 1900, S. 33, Tafel 19
Kat. Nr. S22/40