KOLOMAN MOSER

Zum Künstler 1868 – Wien – 1918
Entwurf Koloman Moser, Wien 1900
Ausführung Portois & Fix, Wien
Gemarkt auf allen vier Schlössern: Portois & Fix, Wien, 4132 H
Maße H 180 cm, B 168 cm, T 67 cm
Material Ahornholz furniert, geometrische Intarsierung "Der reiche Fischzug" in Mahagoni und Buchsholz, Messingbeschläge, Oberfläche vorsichtig gereinigt und zart überarbeitet, erstklassiger originaler Erhaltungszustand
Provenienz österreichischer Privatbesitz
Literatur Ver Sacrum, Jg. 3, 1900, Abb. S. 379; Acht Jahre Secession, S. 282 ff, S. 287; Die Kunst, 1901, Bd. IV, Abb. S. 184; DK, 1900, Bd. IV, Abb. S. 184 (Innendekoration); 1901, Bd. XII, Abb. S. 35; 1902, Bd. XIII, Abb. S. 235; The Studio, 1904, Bd. XXXIII, Abb. S. 114; Himmelheber, Abb. 1148; Das Interieur, Jg. 4, 1903, Abb. S. 36, 38

 

Die Ausstellungen der Wiener Secession befassten sich vor allem mit Werken der Bildenden Künste. Erst anlässlich der VIII. Secessionsausstellung im Jahr 1900 wurden im von Joseph Maria Olbrich als ersten bedeutenden Jugendstilbau Wiens errichteten Secessionsgebäude neben Skulpturen und Kunstgewerblichen Objekten auch Möbel, Einrichtungsgegenstände und sogar ein komplettes Musikzimmer gezeigt. Der bedeutende belgische Bildhauer Georg Minne war ebenso vertreten wie einige Wiener Bildhauer, unter anderem auch Georg Wrba. Das Musikzimmer stammte von Charles Rennie Mackintosh, der auf Einladung von Fritz Waerndorfer und Josef Hoffmann zusammen mit seiner Frau Margaret McDonald Mackintosh ausstellte. Aber auch Josef Hoffmann, Leopold Bauer und Koloman Moser zeigten ihre Einrichtungsgegenstände. Das war ein sehr mutiger und auch ungewöhnlicher Schritt, war doch bis dahin fast immer eine strikte Trennung zwischen bildender und angewandter Kunst, also „dem Kunstgewerbe“, vollzogen worden. Dieser Akt der Würdigung der Möbelentwerfers sowie deren Handwerker als Künstler war ein Schlüsselereignis für die weitere Entwicklung des Wiener Secessionsstils.

Einige aufgeschlossene Großbürger Wiens, wie Dr. Spitzer und Dr. Hugo Henneberg, fanden großen Gefallen an dieser Abkehr vom Historismus hin zu stilistischer Erneuerung und beauftragten den Architekten Hoffmann mit der Errichtung ihrer Villen und Wohnungen. Speziell auf der Hohen Warte in Wien Döbling, die Namensgeber für die bedeutende Kunstzeitschrift Hohe Warte wurde, errichtete Hoffmann ab 1900 zahlreiche Villen.

Drei für den Wiener Secessionsstil wegweisende, anlässlich dieser Ausstellung präsentierte Möbel wurden von Koloman Moser entworfen. Es waren dies der Eckschrank "Die verwunschenen Prinzessinnen", ein Zigarrenschrank und die Anrichte "Der reiche Fischzug". Die dort ausgestellte Anrichte wurde vom Unterrichtsministerium angekauft und dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (heute MAK) geschenkt.

Moser hatte das Möbel als Teil eines kompletten Esszimmers konzipiert. Die Anrichte wurde wahrscheinlich dreimal ausgeführt.

In der Literatur kennt man die Anrichte im MAK und ein komplettes Esszimmer für einen Herrn Dr. Z. Moser hat den formal strengen Entwurf dieser Anrichte, die klaren reduzierten Strukturen, mit dem reziproken Muster „Der reiche Fischzug“ versehen (ein Muster das offensichtlich Escher sehr inspiriert hat). Die Höhe der Anrichte ist mit 180 cm besonders elegant gewählt. Die spannungsgeladene Reduktion auf schlichte, sich in der Vertikalen nach vorne und hinten bewegenden Fronten, die 6 schlanken hohen Beine, die Betonung der Vertikalen durch vier geometrische Intarsierungen des "reichen Fischzugs" sowie die archaisch wirkenden quadratischen Glasfenster in den Türen sind wegweisende Meilensteine für das moderne Design des frühen 20. Jahrhunderts.

Die Anrichte ist ein museales Objekt des Wiener Secessionsstils auf höchstem Niveau.

M05/23

Senden Sie uns eine Anfrage für dieses Objekt

ANRICHTE "DER REICHE FISCHZUG" ⋅ KOLOMAN MOSER ⋅ Moser Koloman ⋅ Koloman Moser, Wien 1900

Anfrage senden