Die Anfänge des Textilunternehmens Backhausen liegen in Brühl im Rheinland, wo Jakob Backhausen als Sohn des Webermeisters Wilhelm Backhausen geboren wurde und eine Ausbildung im väterlichen Betrieb absolvierte. Beim Einmarsch der französischen Truppen unter Napoleon floh Jakob nach Wien, erwarb hier das Meisterrecht und produzierte ab 1815 auf 40 Handwebstühlen Damenmantel- Westen- und Roßhaarstoffe. Seine Söhne Karl und Johann übernahmen den Betrieb im Todesjahr des Vaters und gründeten 1848 die Firma »Karl und Johann Backhausen & Co«. Nach dem Ausscheiden von Karl wurde die Firma 1853 in „Johann Backhausen k. k. ausschließlich privilegierten Mode- und Chenillewarenfabrik“ umbenannt.

[…] 1857 ließ Johann Backhausen die Erfindung „Stoffe von Gaze, Dünntuch, Tüll ec. mit doppelten beiderseitig rechten Dessins zu verfertigen“ patentieren.

1860 folgte ein in Frankreich und Österreich patentiertes Chenille- Erzeugnis auf Gazegrund in Seide und Baumwolle. Offensichtlich verfügte Johann Backhausen zu diesem Zeitpunkt bereits über ein weit verzweigtes Exportnetz, so berichtete die Presse im gleichen Jahr von einem „neuen Chenillen-Gewebe von Backhausen welches besonders im Ausland großen Anklang findet“. […]

Die Wahl der neuen Geschäftsniederlassung 1864 am Opernring sollte sich als wahre Drehscheibe für das Unternehmen herausstellen. 1869 fertigte die Firma Backhausen Teile der Ausstattung des Opernhauses, es folgten 1883 die Ausstattung des Parlaments, 1888 des Wiener Rathauses und des Burgtheaters sowie der Akademie der bildenden Künste. 1869 schloss sich Johann Backhausen dem Österreichischen Kunstverein sowie dem Verein zur Förderung der Kunstgewerbeschulen an.

1872 pachtete Johann Backhausen eine aufgelassene Glasfabrik in Hoheneich, im nördlichen Waldviertel, die er 1874 erwarb und laufend in eine moderne Weberei umwandelte. […] Die Firma Backhausen war 1899 offensichtlich nicht nur webtechnisch gerüstet, sondern hatte auch die Kapazität, das Verständnis und den Unternehmergeist, sich einer wahren Pionierarbeit zu widmen und umfangreich völlig neue Flächenmuster für Textilien zunächst der Secessionisten und später der Wiener Werkstätte umzusetzen. Bei der Secessionsausstellung 1899 kamen erstmalig „Moser'sche Entwürfe für Stoffe, gewebte und geknüpfte, welche die Firma Backhausen trefflich ausgeführt hat“ zum Einsatz.

1899 beteiligte sich Backhausen mit Mosers Designs erstmalig an der bereits seit 1871 gut eingeführten Winterausstellung des österreichischen Museums.

[…] Backhausen war zur ersten Adresse für experimentelles Textildesign geworden. Bereits 1898 hatte Otto Wagner erste Entwürfe mit »Joh. Backhausen & Söhne« entwickelt, ebenso Robert Oerley, gefolgt von Alfred Roller, Koloman Moser und Josef Hoffmann.

Dies bezeugen auch zahlreiche prestigeträchtige Ausstattungsaufgaben, die bis zum Ersten Weltkrieg ausgeführt wurden, darunter der Stadtbahnstation-Hofpavillon (1899), das Postsparkassengebäude (1904-1911), das Sanatorium Westend in Purkersdorf (1904), das Cabaret Fledermaus (1907), die Villa Ast (1911), die Villa Skywa-Primavesi (1914), um nur einige zu nennen. Aber auch Großaufträge häuften sich. Es sind nun vorwiegend Teppiche, die die Leistungsfähigkeit des altrenommierten Teppichhauses Johann Backhausen & Söhne unter Beweis stellten.

1907 lieferte Backhausen ca. 2.000 m2 Teppiche aller Qualitäten an die neu eröffnete niederösterreichisch Landes Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof.

Die Einbrüche in der Produktion durch die beiden Weltkriege sind vor allem im Firmenarchiv ablesbar. Dennoch bleibt die Zusammenarbeit mit richtungsweisenden Künstlern und Architekten wie etwa Dagobert Peche, Otto Prutscher, Josef Frank oder My Ullmann auch in den 1920er- und 1930er-Jahren aufrecht. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Hoheneich in erster Linie Zeltplanen, Uniformstoffe und Fahnen produziert. Knapp vor Kriegsende wurde die Geschäftszentrale im Heinrichshof völlig zerstört und die Fabrikeinrichtung in Hoheneich während der russischen Besatzung verwüstet. Nur das Firmenarchiv überdauerte unbeschadet in der Geschäftsniederlassung Kaiserstraße 12 die Kriegswirrnisse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Firma Backhausen durch zahlreiche repräsentative Aufträge im Zuge des Wiederaufbaus rasch wieder Fuß fassen und eröffnet 1951 eine neue Verkaufsniederlassung in der Kärntnerstraße 33 in Wien I. 1970 wurde Backhausen das »Österreichische Staatswappen« verliehen. 2003 wurde der Standort Kärntnerstraße 33 in Wien I für ein Geschäftslokal in der Schwarzenbergstraße 10 in Wien I aufgegeben.

Lit.: vgl. E. Ottillinger (Hrsg.), Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne, Wien, 2018, S. 135 ff